top of page

STÄMPFLI AG

Als langjähriges Familienunternehmen will das Berner Unternehmen Stämpfli Kommunikation, Tradition und Moderne vereinen. Von sechs aufeinanderfolgenden Generationen wurde die Firma bereits geführt und hat so die Turbulenzen und Herausforderungen einer sich stark im Wandel befindenden Branche gemeistert. Das Angebot des Unternehmens hat sich stetig weiterentwickelt, die zentralen Aspekte der Unternehmenskultur aber, sind im Kern gleich geblieben. Ein Gespräch mit Peter Stämpfli – zusammen mit seinem Bruder Rudolf Mitinhaber der Stämpfli Gruppe. 

Interview

Peter Stämpfli

Jahr

2024

Stämpfli ist mit 300 Angestellten ein grosses Unternehmen. Wie bewahrt ihr euch als Unternehmen dieser Grösse Freiraum für Kreativität und Visionen?

Im Zentrum steht für uns die Offenheit. Wir wollen uns Offenheit gegenüber Menschen und neuen Ideen bewahren. Das ist eine grundsätzliche Lebenshaltung – und bedeutet ein ständiges Reflektieren der eigenen Ansichten. Nur so aber, können wir neugierig bleiben. Wir wollen Ideen nicht ausschliessen, nur weil wir sie nicht verstehen. Und neugierig wollen wir auch dann bleiben, wenn wir Erfolg haben und gute Umsätze erzielen. Während meiner Zeit in der Geschäftsleitung war zum Beispiel «der Beginn» der Digitalen Medien eines der wichtigen Themen. Im Rahmen der damit einhergehenden Veränderungsprozesse mussten wir uns die Inputs und Ideen jener anhören, die sich mit den neuen Technologien besser auskannten als wir, und uns auf die damit verbundenen Diskussionen einlassen. Auch wenn wir die Thematik in jenem Moment nicht unbedingt für relevant gehalten haben. Oft erschliesst sich erst im Nachhinein, welche gesellschaftlichen und sozialen Implikationen etwas hat.

 

Was bedeutet es für die Angestellten von Stämpfli, dass Offenheit so wichtig ist?

Eigeninitiative eines jeden Einzelnen wird gefördert und geschätzt. Zugleich aber gibt es den Anspruch, dass wir immer in der Zusammenarbeit funktionieren. So wollen wir eine gewisse Langfristigkeit hineinbringen ins Erleben des eigenen Tuns. Wer sich eingebunden fühlt, erlebt die tägliche Arbeit als sinnvoller. Wir arbeiten grundsätzlich immer gemeinsam auf etwas hin.

 

Was macht die Geschäftsleitung von Stämpfli dafür, dass der Claim «Mensch zu Mensch», der prominent auf eurer Webseite vorkommt, Realität wird?

Wir begegnen einander auf Augenhöhe. Auch wenn das bedeutet, dass die Unternehmenskultur ständig herausgefordert wird. Die Augenhöhe ist bei uns nicht nur eine Behauptung, sie ist fundamental verankert. Und das fängt natürlich mit meinem Bruder und mir an. So wie wir handeln und vorleben, prägt es die Menschen im Unternehmen und ihre Art zu handeln. Hierarchie ist bei uns keine Wertung, sondern lediglich eine manchmal nötige Organisationsform. Den Claim «Mensch zu Mensch» müssen wir als Unternehmen wirklich leben. Das beginnt bei den Inhabern und der Geschäftsleitung, sonst ist es nicht glaubwürdig; «scheinbar partizipativ» funktioniert nicht, es muss immer authentisch sein.  

Was gehört zu diesem Begegnen auf Augenhöhe dazu?

Dass wir die Mitarbeitenden ernst nehmen als Menschen, nicht nur als Arbeitskräfte. 

Das heisst auch, mich selbst und mein eigenes Denken stetig zu reflektieren: Wie ist mein Menschenbild? Habe ich Vertrauen in die Menschen oder nicht? Es braucht eine ständige Auseinandersetzung der Geschäftsleitung mit sich selbst.

 

Was macht ihr, um gute Leute zu finden und diese auch zu behalten?

Da hilft uns vor allem, dass Stämpfli als Unternehmen einen guten Ruf geniesst. Und dann sind wir wieder bei den Themen vom Anfang des Gesprächs: Die Begegnung auf Augenhöhe wirklich leben, Offenheit vorleben und zugleich die Leute – auch neue Angestellte – darin ermutigen, selbstständig zu arbeiten.

 

Welche Veränderungen der letzten Jahre haben Stämpfli auf die Probe gestellt?

Vieles hat sich in der Druck-Branche ganz grundlegend verändert und ist schwieriger geworden. Kurz gesagt: hätten wir nicht ein Team aus tollen und engagierten Leuten, dann hätten wir die Herausforderungen die wir haben meistern können, niemals gemeistert.

 

Wie kann man für Veränderungen im Unternehmen bewusst Raum schaffen?

Wir haben dafür schon verschiedene Gefässe ausprobiert. Einfach ist es allerdings nicht. Es entstehen zwar ständig neue Ideen, schwierig ist es aber, diese zur Umsetzung zu bringen. Oft startet man einen Anlauf um etwas Neues umzusetzen und am Ende versandet es irgendwo, irgendwie.…

Welches Risiko ist damit verbunden, neue Ideen und daraus folgend auch neue Projekte zuzulassen, die sich als Geschäftsmodell erst noch unter Beweis stellen müssen?

Grundsätzlich bedeutet Ausprobieren mehr Chancen als Risiken, davon bin ich überzeugt. Das grösste Risiko? – wenn man sich diese Frage ehrlich stellt, kommt als Fazit oft raus: Ein Scheitern wäre ärgerlich, aber nicht schlimm. Wer nie (überschaubare) Risiken eingeht, der entwickelt sich auch nicht weiter.

 

Habt ihr auch schon Leute von aussen dazu geholt, um bestimmte Prozesse im Unternehmen zu begleiten? 

Ja, das hat es schon gegeben. Ich hole mir aber nur dann aktiv Hilfe, wenn ich das Gefühl habe, dass jemand in einem bestimmten Bereich mehr weiss als ich selbst oder als die Leute, die wir bereits im Team haben. Expertinnen und Experten zu sehr spezifischen Themen. Und es müssen stets Leute sein, die begreifen, dass am Ende der Entscheid bei uns, bei Stämpfli bleibt. Und die es schaffen, uns in einer – für eine gute Entscheidungsfindung nötigen – Art und Weise dahin zu begleiten.

 

Welche Dinge haben sich im Laufe Deiner beruflichen Laufbahn verändert?

Einerseits viel – im konkreten, gelebten Alltag: Vor ein paar Jahrzehnten, als ich ins Geschäft eingestiegen bin, trug ich bei der Arbeit Krawatte. Man ist einander weniger auf Augenhöhe begegnet. Die Jungen sind heute offener mit mir, als ich es früher mit meinen Vorgesetzten war. Auch die konkreten Ansprüche, die wir an Arbeitgeber stellen, haben sich verändert: Wir wollen Familie und Beruf miteinander vereinbaren können. Teilzeit-Möglichkeiten müssen gegeben sein, und die Möglichkeit, von Zuhause zu arbeiten. Früher haben solche Forderungen zu Diskussionen geführt, heute nicht mehr. Heute schreibt man bei Stellenausschreibungen zwangsläufig «80-100 Prozent». Früher hätte es geheissen, vergiss es mit unter 100 Prozent. 

Andererseits hat sich wenig verändert – denn im Grundsatz haben wir Menschen ähnliche Bedürfnisse wie vor dreissig Jahren: Gewisse gesellschaftliche Diskussionen wurden vor dreissig Jahren einfach noch nicht geführt. Der Wunsch nach Teilzeitmöglichkeiten zum Beispiel, den gab es auch damals schon, nur traute niemand, ihn zu äussern. Und die Suche nach Sinnhaftigkeit in der Arbeit war und bleibt wichtig. Stämpfli wurde von diesen Veränderungen nie gross ins Wanken gebracht, weil immer die Bereitschaft da war, uns anstehenden Themen zu stellen.

 

Welche Unternehmen erlebst Du als inspirierend, nicht nur was deren Kerngeschäft angeht, sondern auch darüber hinaus.

Da gibt es einige! Die R. Nussbaum AG in Olten zum Beispiel, sie stellen Armaturen her und vertreiben sie, dazu bieten sie auch Installationssysteme und Dienstleistungen für die Haustechnik an. Das Unternehmen hat eine interessante Organisationsstruktur, aber auch eine Kombination aus Dienstleistungen die positiv auffällt. Oder das Unternehmen Honegger Reinigungen finde ich interessant, sie fallen mit einem sehr ressourcenorientierten Menschenbild auf. Auch das über 140-jährige Industrieunternehmen Emch Aufzüge pflegt eine spannende Mischung aus Innovation & Bewahren. Die Ideen und Vorstellungen der Kunden sollen verwirklicht werden, immer steht die gemeinsame Suche nach der besten Lösung im Vordergrund. Grundsätzlich gibt es viele tolle Unternehmen, vor allem in spezifischen Märkten, Unternehmen von denen nicht so oft gesprochen wird.

bottom of page